Sicherlich wurdest Du schon einmal von Deiner Gynäkologin darauf hingewiesen, Deine Brust selbst abzutasten. Tatsächlich empfehlen viele ärztliche Fachgesellschaften die Selbstuntersuchung der Brust. Es senkt zwar statistisch gesehen nicht die allgemeine Sterberate an Brustkrebs, kann aber für Dich selbst einen persönlichen Nutzen haben.
Ein großer Anteil der Brusttumore wird von den Frauen selbst entdeckt, manchmal zufällig unter der Dusche oder beim Eincremen. Auch wenn junge Frauen verhältnismäßig selten an Brustkrebs erkranken, kann eine regelmäßige Selbstuntersuchung der Brust sinnvoll sein. Sie hilft Dir, Deinen Körper und speziell Deine Brust besser kennenzulernen und dadurch Veränderungen oder Unregelmäßigkeiten frühzeitig zu erkennen.
Zwei wichtige Punkte, die Du vor Augen haben solltest:
- Nicht jeder Knoten oder jede Veränderung ist ein Hinweis auf ein bösartiges Geschehen! Über 80% der Befunde bei jungen Frauen sind gutartig (Zysten oder gutartige Bindegewebsknoten).
- Die Selbstuntersuchung dient nicht als alleinige Vorsorge und sollte das gesetzliche Früherkennungsprogramm (jährliche Tastuntersuchung durch die Frauenärztin ab dem 30. Lebensjahr und zweijährliches Mammographie-Screening ab dem 50. Lebensjahr) nicht ersetzen.
Aber wie tastet man seine Brust selbst ab?
Im folgenden Abschnitt findest Du eine kleine Anleitung zur Selbstuntersuchung Deiner Brust.
Wann ist der beste Zeitpunkt für die Selbstuntersuchung?
Für Frauen vor den Wechseljahren ist der beste Zeitpunkt eine Woche nach Beginn der letzten Regel. Zu diesem Zeitpunkt ist die Brust besonders weich, was die Untersuchung und Beurteilung einfacher macht. Gegen Ende des Zyklus ist das Drüsengewebe möglicherweise durch den höheren Östrogenspiegel etwas härter oder knotiger und die Brust insgesamt durch Einlagerung von Flüssigkeit etwas geschwollen und gespannt. Ab etwa dem 40. Lebensjahr bildet sich das Drüsengewebe zurück und wird teilweise durch Fettgewebe ersetzt. Deshalb ist die Brust ohnehin oft schon weicher und leichter zu untersuchen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Selbstuntersuchung:
1. Schritt: Betrachten der Brust im Stehen
Stelle Dich mit gesenkten Armen vor den Spiegel und beurteile folgende Punkte:
- Sind die Brüste symmetrisch oder siehst Du einen neu aufgetretenen Größenunterschied?
- Siehst Du eine Rötung, Ekzem oder Orangenhaut?
- Ist die Brustwarze eingezogen? (Wichtig ist dies vor allem, wenn es nur auf einer Seite ist, und vorher nicht bekannt war.)
- Siehst Du eine Erhebung oder Delle?
Anschließend beurteile Deine Brust nochmal mit in die Hüfte gestemmten Armen. Nun hebe die Arme an und senke sie langsam wieder:
- Siehst Du zum Beispiel eine Delle oder Einziehung, die beim Senken der Arme wieder verschwindet?
2. Schritt: Das Abtasten im Stehen
- Das Tasten erfolgt immer mit beiden Händen. Eine Hand tastet, die andere hält dagegen. Wenn du zum Beispiel die rechte Brust abtastest, dann ist die tastende Hand die linke Hand, mit der rechten Hand hebst Du die Brust leicht an und hältst das Gewebe gegen die tastende Hand.
- Du tastest im Uhrzeigersinn, mit leicht kreisenden Bewegungen, von außen-oben nach innen-oben und weiter von innen-unten nach außen-unten.
- Wichtig: Die ganze Brustfläche abtasten.
- Ganz wichtig: Nicht die Brustwarze vergessen (auch draufdrücken, „dahinter tasten“!)
- Um zu sehen, ob sich Sekret oder Blut entleert, werden die Brustwarzen zwischen den Fingern gedrückt.
- Der Vollständigkeit halber solltest Du noch die beiden Achselhöhlen auf vergrößerte Lymphknoten kontrollieren. Am besten tastest Du bei gesenktem Arm auf der betreffenden Seite am Rand des Brustmuskels entlang in Richtung Achselhöhle.
- Danach solltest Du das Ganze nochmal im Liegen wiederholen.
Warum? Somit kann der hintere Bereich, der näher an der Brustwand ist, leichter untersucht und besser beurteilt werden.
Wie viel Druck muss ausgeübt werden?
Zunächst wird bei der Untersuchung nur leichter Druck ausgeübt. Um mögliche Knoten in der Tiefe zu ertasten, sollte anschließend in einer zweiten Runde nochmal mit mittlerem, festeren Druck getastet werden.
Worauf musst Du achten?
- Sind Knoten oder Verhärtungen tastbar? Wie groß sind diese in etwa? Ist der Knoten verschiebbar? Das heißt, lässt sich die Haut darüber hin und her bewegen oder lässt der Knoten sich von der Unterseite hin und her bewegen oder “klebt” er fest?
- Sind die Veränderungen neu aufgetreten?
- Gibt es eine Sekretion von Milch oder Blut aus der Brustwarze? Ist diese einseitig oder beidseitig? Ist sie neu aufgetreten?
Wie beurteilst Du, was Du fühlst und siehst?
Anfänglich kann die Umsetzung Schwierigkeiten bereiten, lass dich davon nicht verunsichern. Es gibt verschiedene Methoden zur Untersuchung der Brust und es gibt hier nicht unbedingt ein "richtig" oder "falsch". Bei der Selbstuntersuchung der Brust geht es vor allem darum, durch das regelmäßige Tasten die Beschaffenheit Deiner eigenen Brust kennenzulernen und so mögliche Veränderungen frühzeitig wahrzunehmen.
Good to know
- Du fühlst viele kleine Knubbel und machst dir deshalb Sorgen?
Keine Panik, das sind die vielen kleinen Drüsen der Brust, die man bei jungen Frauen deutlicher tastet, da das Gewebe noch sehr drüsenreich ist.
- Wie kannst du als Laie denn dann „die Lage“ beurteilen?
Wichtig: Vergleiche den Befund immer mit der anderen Brust. Ist es dort genauso?
- Ist irgendetwas anders als sonst? Gibt es etwas „Neues“, das vorher nicht da war?
Grundsätzlich sollte zwar jede Veränderung abgeklärt werden, aber es gilt hier: Ruhe bewahren! Es ist nichts, was am gleichen Tag geklärt werden muss. Lass Dir einen zeitnahen Termin bei Deiner Ärztin oder Deinem Arzt geben, alles weitere wird sie/er Schritt für Schritt näher untersuchen.
Die regelmäßige Selbstuntersuchung Deiner Brust bietet Dir eine Möglichkeit, zur Expertin in diesem Bereich zu werden und Deine Gesundheit selbstbestimmt zu unterstützen. Niemand kennt Dich besser als Du selbst!
Mehr über das Thema Brustkrebsvorsorge und Brustkrebs erfährst Du in den kommenden Wochen.
Quellen
- Selbstuntersuchung der Brust (Klinik für Radiologie Charité Universitätsmedizin Berlin)
- Berliner Krebsgesellschaft ( Selbstuntersuchung der Brust)