Du möchtest Deine Pille wechseln? Wir zeigen Dir, was Du dabei für einen sanften Übergang ohne Beschwerden beachten solltest.
Gründe für Pillenwechsel
Es gibt viele Gründe, sich für einen Pillenwechsel zu entscheiden, wie z.B. unerwünschte Nebenwirkungen oder andere Umstände, die gegen bestimmte Pillenpräparate sprechen. Laut einer Analyse der AOK wählen insgesamt immer weniger junge Frauen in Deutschland die Pille als Verhütungsmittel. Während es im Jahr 2010 noch 46 % der gesetzlich versicherten Frauen bis 20 Jahren waren, sind es 2021 nur noch 32 %. Als Grund dafür wird ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein genannt: Frauen betrachten die Antibabypille weniger als Lifestyle-Präparat, sondern setzen sich bewusst mit ihren möglichen Nebenwirkungen und ihrem Eingriff in den körpereigenen Hormonhaushalt auseinander. Wer aus Überzeugung etwas gegen die Einnahme von Hormonen hat und auf eine natürliche Empfängnisverhütung wechseln will, für den kommt wohl nur der komplette Einnahmestopp der Antibabypille infrage. Wer jedoch überzeugt von diesem sehr sicheren Verhütungsmittel ist, allerdings momentan unter Nebenwirkungen leidet, dem kann auch ein Pillenwechsel helfen. Hier kommt es jedoch darauf an, welche Nebenwirkungen vorliegen, wann diese eingetreten sind und wie stark sich diese äußern.
Nebenwirkungen? So gelingt der Pillenwechsel
Bei Problemen bzw. Nebenwirkungen muss man nicht zwangsläufig die Verhütungsform komplett wechseln – meist reicht auch der simple Wechsel der Pille. Es gibt eine Vielzahl von Antibabypillen auf dem Markt, die sich in ihrer Dosierung, in ihrer Hormonzusammensetzung und in ihren Nebenwirkungen und Effekten (z.B. antiandrogene Wirkung) unterscheiden. Welche Pille die richtige ist, hängt auch von dem Gesundheitszustand jeder Frau individuell ab (z.B. Alter, Hormonhaushalt, Lebensstil, Vorerkrankungen). Deshalb hat die Pille immer eine unterschiedliche Wirkung auf den Körper und muss individuell auf jede Frau abgestimmt werden. Ein Gespräch mit dem Frauenarzt bzw. der Frauenärztin ist daher bei einem Wechsel unerlässlich.
Nebenwirkungen vermeiden: Pille wechseln und Begleiterscheinungen regulieren
Seitdem die Antibabypille vor über sechzig Jahren auf den Markt kam, wurde sie immer weiter getestet, angepasst und ihr Hormongehalt reduziert. Dadurch sind ihre Nebenwirkungen seltener und schwächer geworden. Dennoch ist dieses orale Verhütungsmittel natürlich nicht nebenwirkungsfrei. Bei manchen Frauen zeigen sie die Symptome bereits zu Beginn der Einnahme, bei anderen erst nach einiger Zeit. Zu den häufigsten Nebenwirkungen der Pille zählen dabei:
- Kopfschmerzen & Migräne
- Zwischenblutungen oder lange Blutungen
- Wassereinlagerungen
- Gewichtszunahmen
- Stimmungsschwankungen
- Kreislaufprobleme
- anhaltende Übelkeit
- Verschlechtertes Hautbild
Die Intensität und Dauer dieser Symptome können sehr unterschiedlich sein. Viele unerwünschte Begleiterscheinungen regulieren sich von selbst, sobald sich der Körper an die zugeführten Hormone gewöhnt hat. Denn gerade, wenn die Pille zum ersten Mal genommen wird, kann es ein paar Monate dauern, bis sich der Hormonspiegel eingependelt hat. Sollten die Nebenwirkungen jedoch auch nach ca. drei Einnahmemonaten nicht wieder verschwinden oder als besonders stark wahrgenommen werden, empfiehlt sich ein Gespräch mit dem ärztlichen Fachpersonal.
Gründe für einen Pillenwechsel: Wann macht Pille wechseln Sinn?
Nebenwirkungen sind immer unangenehm, doch manchmal lohnt sich Geduld. Denn oftmals muss sich der Körper nur an die neuen Gegebenheiten anpassen und „gewöhnt“ sich sozusagen nach einiger Zeit an den neuen „künstlichen“ Zyklus. Das ist jedoch nicht immer der Fall: Wenn die Nebenwirkungen auch nach drei Zyklen weiter bestehen, oder zu unangenehm sind, sollte ein Pillenwechsel sollte in Betracht gezogen werden.
Pille wechseln bei sexueller Unlust:
Es gibt einige wissenschaftliche Studien und Forschungen, die darauf hindeuten, dass hormonelle Verhütungsmethoden, einschließlich der Pille, bei einigen Frauen Einfluss auf die Libido haben könnten. Der genaue Mechanismus ist jedoch nicht vollständig verstanden und es gibt auch Studien, die keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Pille und der sexuellen Lust gefunden haben. Individuelle Erfahrungen solltest Du mit Deinem Arzt bzw. Deiner Ärztin besprechen. Er oder sie wird gegebenenfalls alternative Verhütungsmethoden in Betracht ziehen, oder möglicherweise den Wechsel zu einer Pille mit einer geringeren antiandrogenen Wirkung empfehlen.
Pille wechseln bei Schichtdienst:
Gerade bei der Minipille ist der zeitliche Spielraum für die Einnahme sehr gering. Das Zeitfenster, in welchem das Präparat täglich eingenommen werden muss, beträgt hier lediglich drei bis vier Stunden. Bei Schichtarbeit oder einem unregelmäßigen Tagesrhythmus ist die zeitgenaue Einnahme natürlich schwer und es kommt häufig zu Anwendungsfehlern. Wenn gesundheitlich keine Risiken bestehen, lohnt sich hier der Wechsel zu einer Mikropille, um den Empfängnisschutz nicht zu gefährden.
Pille wechseln bei Stimmungsschwankungen, Haarausfall & anderen starken Nebenwirkungen:
Wie hoch Dein Leidensdruck ist, kann keiner besser beurteilen, als Du selbst. Oft kann es helfen, die ersten Monate abzuwarten, bis sich der Körper dem veränderten Hormonspiegel angepasst hat. Doch wenn das nicht möglich ist oder die Begleiterscheinungen nicht verschwinden, kann ein Wechsel der Pille helfen, die Nebenwirkungen zu reduzieren. Das medizinische Fachpersonal berät Dich in diesem Fall dazu, welche Pille oder Verhütungsform für Dich die beste ist.
Pille wechseln bei ausbleibenden positiven Effekten:
Ein weiterer Grund, die Pille zu wechseln, ist, wenn sich die gewünschten positiven Veränderungen nicht einstellen. Denn manche Frauen nehmen die Pille in erster Linie nicht zur Empfängnisverhütung, sondern um ihr Hautbild zu verbessern oder ihre Menstruationsbeschwerden zu lindern. Bleibt die erwünschte Wirkung jedoch aus, ist dies auch ein Grund, auf ein anderes Hormonpräparat zu wechseln.
Pille wechseln bei Kontraindikationen:
Wie alle Medikamente birgt auch die Pille mögliche gesundheitliche Risiken, die sich bei bestimmten Kontraindikationen noch weiter erhöhen. Zu solchen Gegenanzeigen zählen Rauchen, Übergewicht und schwer einstellbarer Diabetes mellitus. Hier solltest Du immer auf Nummer Sicher gehen, Deine Gesundheit an erste Stelle setzen und gegebenenfalls zu einer östrogenfreien Minipille wechseln.
Pille wechseln bei Thromboserisiko
Es ist bekannt, dass die sogenannten kombinierten Mikropillen (enthalten eine Mischung aus Östrogen und einem Gestagen) das Thromboserisiko erhöhen. Besonders die Präparate mit den neuen Gestagenen der 3. und 4. Generation vervielfachen das Risiko. Da nach bisherigem Stand der Wissenschaft die reinen Gestagenpillen das Thromboserisiko nicht erhöhen, werden östrogenfreien Monopräparate oft empfohlen, wenn bei Frauen gesundheitliche Bedingungen oder Lebensumstände bestehen, die das Risiko für Blutgerinnsel erhöhen. Dies gilt zum Beispiel bei Thrombosen oder Schlaganfall in der familiären Vorgeschichte, oder bei bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch Frauen über 35 Jahre, Raucherinnen oder Frauen mit einem hohen BMI (> 25) haben ein deutlich erhöhtes Thromboserisiko und sollten möglichst auf östrogenfreien Pillen zurückgreifen, um das Risiko zu minimieren.
Pille absetzen: Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Der Pillenwechsel oder Einnahmestopp sollte nicht mitten im Zyklus stattfinden, sondern bestenfalls immer erst, nachdem die Monatspackung aufgebraucht wurde. Sonst kommt Dein Zyklus durcheinander, der Verhütungsschutz ist nicht mehr gewährleistet und Zwischenblutungen oder andere Nebenwirkungen können auftreten.
Was sind die Risiken und Vorteile bei einem Wechsel der Pille?
Bei einem Pillenwechsel braucht es etwas Zeit, bis sich Dein Körper an das neue Präparat gewöhnt hat. Es dauert ungefähr drei Monate, bis sich der Körper angepasst hat. Bis dahin ist Geduld gefragt.
Mögliche Konsequenzen eines Pillen-Wechsels sind
- Vorübergehende Veränderungen im Hormonhaushalt
- Einfluss auf den aktuellen Menstruationszyklus
- Nebenwirkungen, die mit der neuen Pille auftreten könnten.
- Anwendungsschwierigkeiten (z.B. bei Minipille mit sehr kurzem Einnahmefenster)
Gleichzeitig bieten sich durch den Wechsel Vorteile wie beispielsweise die Minimierung bestehender Nebenwirkungen. Bei dem Wechsel auf eine östrogenfreie Pille wird insbesondere das Risiko für Blutgerinnsel reduziert.
Ablauf beim Pille wechseln: So wechselst Du zwischen Kombi-, Mikro- & Mini-Pille
Ob Du die Pille wirklich absetzen willst, kannst natürlich nur Du entscheiden. Dennoch solltest Du diese Entscheidung nicht eigenmächtig treffen, sondern sie mit Deinem Gynäkologen bzw. Deiner Gynäkologin besprechen. So kannst Du am besten mögliche Alternativen, Konsequenzen und Vorgehensweisen besprechen. Falls Du auf eine andere Pille wechseln möchtest, ist dieses Gespräch sowieso unerlässlich, da Du ein Rezept für Dein neues Verhütungsmittel benötigst.
- Pille wechseln bei gleichbleibender Dosis: Wenn Du von einem Kombipräparat auf ein anderes Kombipräparat wechsels, solltest Du Deinen Blister zu Ende nehmen, anschließend wie gewohnt eine siebentägige Pause einlegen und dann mit dem Blister der neuen Pille anfangen. Wechselst Du von einer Minipille zu einer anderen Minipille, kannst Du direkt von einem Blister auf den anderen umsteigen.
- Pille wechseln bei veränderter Dosis: Wechselst Du beispielsweise von einer Minipille auf ein Kombipräparat oder andersherum, solltest Du keine siebentägige Pause einlegen. Nachdem Du hier die letzte Pille eingenommen hast, wechselst Du ohne Pause und beginnst direkt mit dem ersten Blister der neuen Pille. Sicherheitshalber wird hier für die ersten Wochen ebenfalls eine Verhütung mit Kondom empfohlen. Es ist wichtig zu beachten, dass es zu einer leichten Erhöhung des Thromboserisikos kommen kann, besonders in den ersten drei Monaten nach dem Wechsel.
- Pille wechseln zu östrogenfreier Pille: Insgesamt wird die Minipille gut vertragen und zeigt weniger östrogenbedingte Nebenwirkung. Ein Nachteil Levonorgestrel-und Desogestrel-haltiger Minipillen sind mögliche Zyklusstörungen wie Schmier- und Zwischenblutungen. Bei Drospirenon-haltigen Monopräparaten treten wesentlich seltener Zyklusstörungen wie Zwischenblutungen und verlängerte Blutungen auf. Außerdem reduziert Drosperinon Wassereinlagerungen und durch die antiandrogene Wirkung treten weniger Hautprobleme auf.
Wechsel von einer Kombinationspille auf eine östrogenfreie Pille - worauf muss ich achten?
Was sind östrogenfreie Pillen und wie unterscheiden sie sich von Kombinationspillen?#
Der Unterschied liegt in der hormonellen Zusammensetzung: Östrogenfreie Pillen enthalten nur Gestagen, im Gegensatz zu Kombinationspillen, die Gestagen und Östrogen enthalten. Es existieren unterschiedliche Präparate die jeweils ein anderes Gestagen enthalten: Levonorgestrel (z.B. 28 mini®), Desogestrel (z.B. Dilaya®) und Drospirenon (z.B. Slinda®). Diese Varianten besitzen jeweils verschiedene Eigenschaften, Einnahmefenster, Nebenwirkungen und empfängnisverhütende Wirkung.
Was muss ich beim Wechsel auf eine östrogenfreie Pille beachten?
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Veränderte Einnahme und Pillenpause: Bei Desogestrel-Pillen (z.B. Dilaya®) sowie Levonorgestrel-Pillen (z.B. 28 mini®) entfällt die übliche Pillenpause. Stattdessen nimmst Du täglich eine Pille zur gleichen Zeit ein, ohne die sieben üblichen pillenfreien Tage. Ebenso entfällt bei Drospirenon-Pillen (z.B. Slinda®) die Pillenpause. Stattdessen nimmst Du 24 aufeinanderfolgende weiße Pillen und danach 4 grüne Placebo Pillen ein. Bitte informiere Dich in der Packungsbeilage über die genaue Einnahme.
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Veränderung des Pilleneinnahmefenster: Das Pilleneinnahmefenster, wie auf der Packungsbeilage angegeben, bestimmt den Zeitrahmen, in dem die Pille eingenommen werden sollte, um die Verhütungswirksamkeit sicherzustellen und variiert bei den östrogenfreien Pillen zwischen 3h (Levonorgestrel z.B. 28 mini®), 12h (Desogestrel z.B. Dilaya®) und 24h (Drospirenon z.B. Slinda®). Stelle sicher, dass Du Dich ausführlich über das Einnahmefenster Deiner gewählten Pille informierst.
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Veränderte verhütende Wirkung: Die klassische Minipillen mit Levonorgestrel (z.B. 28 mini®) machen den Gebärmutterhals-Schleim undurchdringlich für Spermien, aber nur vorübergehend. Die Bildung der Gebärmutterschleimhaut wird gehemmt, aber der Eisprung nicht verhindert. Modernen östrogenfreien Desogestrel-Pillen (z.B. Dilaya®) oder Drosperinon-Pillen (z.B. Slinda®) hemmen den Eisprung, machen den Gebärmutterhals-Schleim undurchdringlich für Spermien und unterdrücken auch den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Sie haben somit eine hohe verhütende Wirksamkeit, vergleichbar mit Kombinationspräparaten.
Pillenwechsel: Benötige ich eine zusätzliche Verhütungsmethode?
Bei einem Wechsel von einer anderen Verhütungsmethode oder Pillenart könnte es ratsam sein, während der ersten sieben Tage der Einnahme zusätzlich eine Barrieremethode wie Kondome zu verwenden, um den Schutz zu verstärken. Weitere Informationen dazu findest Du in der Packungsbeilage Deiner Pille.
Fazit: Du entscheidest über Deinen Körper
Nur Du weißt, wie sehr Du unter den Nebenwirkungen der Pille wirklich leidest. Deshalb kannst auch nur Du entscheiden, ob Du Deine Pille wechseln oder auf ein anderes Verhütungsmittel umsteigen möchtest. Trotzdem empfiehlt sich vorab immer ein medizinisches Beratungsgespräch. Denn auch der Pillenwechsel ist nicht immer einfach. Durch den veränderten Hormonhaushalt kann es auch dabei zu Nebenwirkungen wie Wassereinlagerungen, Hautunreinheiten, Stimmungsschwankungen, Zwischenblutungen oder dem Ausbleiben Deiner Periode kommen. Meist ist ein Wechsel jedoch unproblematisch und Du bist direkt danach wieder geschützt. Auf welche Pille Du umsteigen kannst, oder ob der Wechsel zu einer Hormonspirale, einem Hormonimplantat oder einer anderen Verhütungsmethode sinnvoller wäre, kann Dir Dein Arzt/Deine Ärztin verraten. Er/sie kennt Deine individuelle Krankengeschichte, Deine Kontraindikationen und Dein Nebenwirkungen auf die derzeitige Pille am besten und kann dementsprechend eine Empfehlung ausstellen. Ob Du auf eine Pille mit anderem Wirkstoff wechselst, solltet ihr gemeinsam entscheiden.
Quellen
https://aok-bv.de/presse/pressemitteilungen/2021/index_24737.html
https://www.profamilia.de/themen/verhuetung/pille