Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine häufige hormonelle Störung, die bei Frauen im gebärfähigen Alter auftreten kann. Es ist nicht nur eine der Hauptursachen für Unfruchtbarkeit, sondern beeinflusst auch viele andere Aspekte der Gesundheit.
Lass uns einen Blick darauf werfen, was PCOS genau ist, welche Symptome auftreten können und was Du dagegen tun kannst.
PCO/PCOS: Was ist der Unterschied?
Ungefähr 20 % aller Frauen haben PCO, und etwa 15 % an leiden unter PCOS.
PCO ist die Abkürzung für polyzystisches Ovar oder polyzystische Ovarien, was bedeutet, dass an den Eierstöcken viele kleine Zysten (Follikel) vorhanden sind. Diese Zysten finden sich meistens an beiden Eierstöcken, können aber auch nur einen Eierstock betreffen.
Sobald die Follikelbildung in den Ovarien Probleme verursachen, spricht man von dem Krankheitsbild POCS.
PCOS steht für das polyzystische Ovarialsyndrom. PCOS ist eine Erkrankung mit verschiedenen Symptomen, die in ihrer Ausprägung stark variieren können. Bei Frauen mit einem PCO-Syndrom treten neben den polyzystischen Ovarien auch weitere Symptome auf, die mit PCO zusammenhängen.
Das polyzystische Ovarialsyndrom
Da bei dieser Erkrankung die Eierstöcke durch die vielen kleinen Zysten, die sie enthalten, vergrößert sind, kommt es zu hormonellen Störungen, die zu einem Ungleichgewicht der Fortpflanzungshormone führen und die normalen Funktionen der Eierstöcke erheblich beeinträchtigen. Wie entstehen diese Hormonstörungen?
Normalerweise durchläuft eine Frau jeden Monat einen Menstruationszyklus, bei dem eine Eizelle heranreift und freigesetzt wird – dieser Prozess wird als Eisprung bezeichnet. Bei Frauen mit PCO ist dieser Zyklus oft gestört, was dazu führt, dass der Eisprung nicht regelmäßig stattfindet oder ganz ausbleibt.
Ohne regelmäßigen Eisprung reifen die Eizellen im Eierstock oft nicht vollständig heran, was die Chance auf eine Schwangerschaft verringert. Das Ungleichgewicht der Hormone führt zu der Anhäufung von unreifen Follikeln in den Eierstöcken, die im Ultraschall sichtbar werden. Diese Follikel setzen zudem Hormone frei, die den Menstruationszyklus weiter stören und zu unregelmäßigen oder ausbleibenden Perioden führen.
Diese Zyklusstörungen können zahlreiche Probleme verursachen. Diese hormonellen Veränderungen bei PCOS betreffen aber nicht nur den Zyklus, sondern können auch andere gesundheitliche und körperliche Beschwerden hervorrufen.
Die Zyklusstörungen und das Ausbleiben des Eisprungs sind oft die deutlichsten Anzeichen, die auf PCOS hinweisen und betroffene Frauen dazu bringen, medizinischen Rat zu suchen.
Polyzystisches Ovarialsyndrom: Symptome
Frauen mit PCO-Syndrom leiden oft unter einer Vielzahl von Symptomen, die von mild bis schwer reichen und von Frau zu Frau unterschiedlich sein können. Hier sind einige der häufigsten Anzeichen und Symptome:
Unregelmäßige Menstruationszyklen
Eine der häufigsten Symptome des PCO-Syndroms sind unregelmäßige Menstruationszyklen. Frauen mit PCOS haben oft seltene, unregelmäßige oder verlängerte Menstruationszyklen. Dies wird durch das Ungleichgewicht der Hormone FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon) verursacht, was die Stimulation und Reifung der Eizellen stört.
Übermäßige Androgene
Ein weiteres Merkmal des PCO-Syndroms ist ein Überschuss an Androgenen, den männlichen Hormonen, im Blut. Diese Überproduktion männlicher Hormone kann zu Symptomen wie übermäßiger Gesichts- und Körperbehaarung (Hirsutismus), schwerer Akne und Haarausfall auf der Kopfhaut führen.
Polyzystische Ovarien
Bei vielen Patientinnen werden bei einer Ultraschalluntersuchung vergrößerte Eierstöcke (Ovarien) mit zahlreichen kleinen Bläschen oder Zysten festgestellt. Diese polyzystischen Ovarien entstehen durch das Ausbleiben des Eisprungs, wodurch unreife Follikel in den Ovarien verbleiben.
Insulinresistenz und Diabetes
Frauen mit PCOS entwickeln häufig eine Insulinresistenz, was bedeutet, dass ihre Zellen weniger empfindlich auf Insulin reagieren. Dies kann zu erhöhten Insulinspiegeln und schließlich zu Diabetes mellitus Typ 2 führen. Insulinresistenz spielt eine zentrale Rolle in der Pathophysiologie des PCO-Syndroms und trägt zur Gewichtszunahme und Hormonstörungen bei.
Unerfüllter Kinderwunsch beim Ovarialsyndrom
Ein unerfüllter Kinderwunsch ist ein häufiges und belastendes Symptom für Frauen mit dem polyzystischem Ovarialsyndrom. Die Zyklusstörungen, die den Eisprung unregelmäßig oder selten machen, reduzieren die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft deutlich. Die Hormonstörung insbesondere die vermehrte Produktion der männlichen Hormone und die Insulinresistenz, tragen weiter zu den Fruchtbarkeitsproblemen bei. Diese hormonellen Ungleichgewichte stören die normale Reifung der Eizellen in den Eierstöcken und verhindern häufig den regelmäßigen Eisprung. Für Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch ist es daher wichtig, einen individuell abgestimmten Behandlungsplan zu haben, der medizinische Interventionen wie Fruchtbarkeitsmedikamente umfasst, um den Eisprung zu stimulieren und die Chance auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.
Gewichtszunahme und Übergewicht
Viele Frauen mit einem PCOS neigen zu Gewichtszunahme und haben Schwierigkeiten, ihr Körpergewicht zu kontrollieren. Übergewicht und Adipositas verschlimmern oft die Symptome des PCOS und erhöhen das Risiko für andere gesundheitliche Probleme.
Genetische Prädisposition und PCOS: Was Du wissen musst
Studien zeigen, dass etwa 20-25 % der Frauen, die Mütter mit PCOS haben, die ebenfalls von der Erkrankung betroffen sind, und etwa 32 % haben Schwestern mit PCOS.
Diese familiäre Häufung verdeutlicht, dass genetische Faktoren ein erhebliches Risiko für die Entwicklung von PCOS darstellen. Wenn Du also eine Mutter oder Schwester mit PCOS hast, ist es ratsam, dies mit Deinem Arzt/ Ärztin zu besprechen, um frühzeitig mögliche Symptome und Risiken zu erkennen und entsprechend handeln zu können.
Wie wird PCO-Syndrom behandelt?
Es gibt verschiedene Ansätze zum Management und zur Behandlung des PCOS-Syndroms. Hier sind einige der effektivsten Maßnahmen:
Lebensstiländerungen
Eine moderate Gewichtsreduktion von 5-10% des Körpergewichts kann signifikante Verbesserungen der Symptome bewirken und den Menstruationszyklus regulieren. Gewichtsreduktion kann auch die Insulinsensitivität verbessern und das Risiko für Diabetes mellitus senken.
GLP-1-Medikamente können dabei unterstützen, indem sie das Sättigungsgefühl erhöhen und die Kalorienaufnahme reduzieren, was die Gewichtsabnahme erleichtert und verbessert. Hier findest Du alle Informationen zu den GLP-1-Medikamente!
Eine ausgewogene Ernährung mit einem niedrigen glykämischen Index kann helfen, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren.
Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert die Insulinsensitivität und kann bei der Gewichtsabnahme helfen.
Medikamentöse Behandlung
Hormonelle Verhütungsmittel: Antibabypillen können helfen, den Menstruationszyklus zu regulieren, den Androgenspiegel zu senken und Akne zu verbessern. Für Patientinnen ohne Kinderwunsch ist die Pille oft die Therapie der ersten Wahl.
Metformin: Der Wirkstoff Metformin hat zur Folge, dass die Empfindlichkeit für Insulin erhöht wird und der Blutzuckerspiegel sinkt. Falls eine Insulinresistenz nachgewiesen ist, kann, begleitend zur Ernährungstherapie, zumindest vorübergehend auch eine Therapie mit oralen Diabetes-Medikamenten wie Metformin angezeigt sein.
Fruchtbarkeitsmedikamente: Bei unerfülltem Kinderwunsch können Medikamente wie Clomifen oder Letrozol helfen, den Eisprung zu stimulieren und so die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöhen.
Haar- und Hautbehandlungen: Antiandrogene Medikamente können helfen, die Wirkung der männlichen Hormone zu reduzieren und somit den damit verbundenen übermäßigen Haarwuchs.
Psychologische Unterstützung
Da das polyzystische Ovarialsyndrom ein vier- bis vierzehnfach erhöhtes Risiko birgt, an einer Depression oder einer Angststörung zu erkranken, sollte auch ein besonderes Augenmerk auf die psychische Verfassung gelegt werden. Psychologische Unterstützung oder Therapie kann hilfreich sein, um Dir zu helfen, mit den emotionalen Auswirkungen des Syndroms umzugehen.
Verhaltenstherapie: Verhaltensänderungen können helfen, langfristig gesunde Essgewohnheiten und körperliche Aktivität aufrechtzuerhalten. Unterstützung durch eine Ernährungsberatung oder eine Verhaltenstherapie kann dabei hilfreich sein.
Kosmetische Behandlungen: Lasertherapie oder Elektrolyse können dauerhafte Lösungen für unerwünschte Behaarung bieten.
Übergewicht und Ernährung bei PCOS
Bis zu 80 Prozent der betroffenen Frauen sind übergewichtig, denn es besteht ein Zusammenhang zwischen dem polyzystischen Ovarialsyndrom und dem Körpergewicht. Die Gewichtszunahme, insbesondere im Bauchbereich kommt aufgrund der hormonellen Ungleichgewichte und der Insulinresistenz zustande.
Übergewicht kann die Symptome der Hormonstörung weiter verschärfen. Eine gezielte Ernährungsweise und effektives Gewichtsmanagement sind daher entscheidende Komponenten zur Behandlung und zum Management von PCOS.
Warum Übergewicht PCOS-Symptome verschlimmert
Übergewicht kann die Insulinresistenz weiter verschärfen, was zu höheren Insulinspiegeln führt. Hohe Insulinspiegel tragen zur erhöhten Produktion männlicher Hormonen bei. Dies lässt die Konzentration männlicher Hormone im Blutkreislauf ansteigen, was wiederum die Symptome Hirsutismus, Akne und Menstruationsstörungen verstärken kann.
Ernährungsstrategien beim PCO-Syndrom
Niedriger glykämischer Index: Lebensmittel mit einem niedrigen glykämischen Index (GI) setzen Glukose langsamer frei und helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Dies kann Insulinspitzen reduzieren und die Insulinsensitivität verbessern. Zu den Lebensmitteln mit niedrigem GI gehören u.a. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Gemüse. Vorsicht bei raffinierten Kohlenhydraten und Zucker. Diese führen zu Blutzuckerspiegelspitzen und damit verbunden zu einer erhöhten Insulinausschüttung. Es ist ratsam, Lebensmittel wie Weißbrot, zuckerhaltige Getränke und Süßigkeiten zu vermeiden oder stark einzuschränken.
Ausgewogene Mahlzeiten: Eine pflanzenbasierte und gesunde Ernährung, die reich an Ballaststoffen, magerem Eiweiß und gesunden Fetten ist, kann dazu beitragen, das Hungergefühl zu kontrollieren und den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren.
Regelmäßige Mahlzeiten und Snacks: Regelmäßige Mahlzeiten und gesunde Snacks können dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel konstant zu halten und Heißhungerattacken zu vermeiden. Plane kleine, ausgewogene Mahlzeiten und Snacks im Laufe des Tages ein.
Gewichtsmanagement und körperliche Aktivität
Übergewicht und Insulinresistenz sind eng mit PCOS verbunden und können die Symptome verschlimmern. Eine gezielte Ernährung, die den Blutzuckerspiegel stabil hält und die Insulinsensitivität verbessert, sowie regelmäßige körperliche Aktivität sind entscheidend für das Management von PCOS. Mit der richtigen Strategie und Unterstützung kannst Du Deine Symptome kontrollieren, Dein Gewicht besser managen und Deine Lebensqualität verbessern.
Gewichtsreduktion spielt eine zentrale Rolle im Management von PCOS. Schon eine moderate Gewichtsabnahme von 5-10% des Körpergewichts kann signifikante Verbesserungen der Symptome bewirken, den Menstruationszyklus regulieren und die Insulinsensitivität verbessern.
Regelmäßige Bewegung ist ein wesentlicher Bestandteil des Gewichtsmanagements und der Symptomlinderung bei PCOS. Empfohlen wird, mindestens 150 Minuten moderates Cardio-Training pro Woche zu absolvieren, wie z.B. zügiges Gehen oder Radfahren. Alternativ können auch 75 Minuten intensive Aktivitäten, wie Laufen oder intensives Intervalltraining, durchgeführt werden. Zusätzlich kann Krafttraining helfen, die Muskelmasse zu erhöhen und den Stoffwechsel zu verbessern. Dies trägt nicht nur zur Gewichtsabnahme bei, sondern verbessert auch die Insulinsensitivität und die allgemeine Gesundheit.
Fazit
PCOS ist eine komplexe hormonelle Störung, die viele Aspekte des Lebens einer Frau beeinflussen kann. Durch eine Kombination aus Lebensstiländerungen, medizinischer Behandlung und Unterstützung kannst Du die Symptome effektiv managen und Deine Lebensqualität verbessern. Es ist wichtig, dass Frauen mit PCOS eng mit ihren Ärzten oder Ärztinnen zusammenarbeiten, um einen individuellen Behandlungsplan zu entwickeln. Du bist nicht allein – viele Frauen teilen Deine Erfahrungen und es gibt zahlreiche Ressourcen, die Dir helfen können, den besten Weg für Dich zu finden.
Quellen:
- www.msdmanuals.com/de/profi/gynäkologie-und-geburtshilfe/menstruationsstörungen/polyzystisches-ovarialsyndrom-pcos
- www.ukbonn.de/gynaekologische-endokrinologie-und-reproduktionsmedizin/behandlungsspektrum/hormonstoerungen/das-pco-syndrom/
- health.clevelandclinic.org/is-pcos-genetic