Eine Schwangerschaft ist eine aufregende und sensible Zeit im Leben einer Frau. Doch wenn Blutungen auftreten, kann dies Ängste und Fragen aufwerfen. Während der ersten 20 Wochen einer Schwangerschaft erleben 20 bis 30 Prozent der Frauen Scheidenblutungen. Für einige sind diese Blutungen Anzeichen für Schwierigkeiten, während andere trotz der Blutungen eine gesunde Schwangerschaft erleben. Die Ursachen können vielfältig sein, leichte Blutungen sind oft harmlos. Aber selbst stärkere Blutungen bedeuten nicht immer das Ende der Schwangerschaft.
In diesem Artikel erklären wir mögliche Ursachen, Symptome und das angemessene Vorgehen bei Blutungen während der Frühschwangerschaft, also des ersten Trimesters einer Schwangerschaft.
Was sind die häufigsten Ursachen von Blutungen im ersten Trimester der Schwangerschaft?
Die Einnistungsblutung
Etwa zwischen dem 7. und 12. Tag nach der Befruchtung der Eizelle kann es zu der sogenannten Einnistungsblutung kommen. Dies tritt auf, wenn sich die befruchtete Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut „eingräbt“. Frauen beschreiben diese Blutung oft als leichter im Vergleich zu einer normalen Menstruationsblutung. Häufig ist es nur eine Schmierblutung, die von leichten Krämpfen begleitet sein kann. Es ist möglich, schwanger zu sein und dennoch eine Einnistungsblutung zu erleben.
Symptome und Erfahrungen mit Einnistungsblutung
Wie fühlt sich die Einnistung an?
Die Einnistung selbst verläuft oft unbemerkt. Man spürt sie also nicht. Einige Frauen berichten von leichten Krämpfen oder einem ziehenden Gefühl im Unterbauch während der Einnistung, aber viele spüren keinerlei Symptome.
Wie lange dauert die Einnistungsblutung?
Die Einnistungsblutung kann nur für einen kurzen Zeitraum auftreten, in der Regel ein bis zwei Tage. Es handelt sich um eine vergleichsweise leichte Blutung, die oft nur als leichter Fleck oder bräunlicher Ausfluss erscheint.
Erfahrungen mit Einnistungsblutung und -schmerzen
Die Erfahrungen mit der Einnistungsblutung und den begleitenden Schmerzen können von Frau zu Frau unterschiedlich sein. Einige Frauen bemerken kaum etwas, während andere leichte Beschwerden verspüren, die mit einer normalen Menstruation vergleichbar sind.
Die Gelbkörperschwäche
Eine Gelbkörperschwäche ist eine weitere mögliche Ursache von Blutungen in der Frühschwangerschaft. Der Gelbkörper, auch Corpus luteum genannt, ist eine temporäre Drüse, die sich im Eierstock bildet, nachdem ein Ei freigesetzt wurde. Es produziert das Hormon Progesteron, das wichtig ist, um die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten, insbesondere während der frühen Phasen, bevor die Plazenta voll funktionsfähig ist. Ein Mangel an Progesteron kann zu Blutungen oder gar einer Fehlgeburt führen. Die Behandlung kann Progesteronpräparate umfassen, um den Mangel auszugleichen.
Infektionen oder Entzündungen
Vaginale Blutungen in der Frühschwangerschaft können auch durch Infektionen verursacht werden. Lokale Entzündungen können Gebärmutterhals und Vaginalgewebe reizen, was zu Blutungen führen kann. Darüber hinaus können Infektionen das Risiko von Komplikationen während der Schwangerschaft erhöhen.
Die Kontaktblutung
Empfindlicheres Portio-Gewebe können ebenfalls zu Kontaktblutungen führen. Die Portio ist der sichtbare Teil des Gebärmutterhalses, der in die Vagina hineinragt. Während der Schwangerschaft kann das Gewebe der Portio aufgrund hormoneller Veränderungen empfindlicher werden und ist außerdem stärker durchblutet, was dazu führen kann, dass es leichter blutet, insbesondere bei Berührung z.B. während des Geschlechtsverkehrs oder bei einer gynäkologischen Untersuchung.
Drohender Abort oder Spontanabort (Fehlgeburt) als Ursache der Blutung
Bei einem drohenden oder schon stattfindenden Abort kann es zu vaginalen Blutungen unterschiedlicher Intensität kommen, begleitet von Krämpfen im Unterbauch. Diese Blutungen können von leichten Schmierblutungen bis hin zu schweren Blutungen reichen. Bei einem drohenden Abort (abortus imminens) hat sich manchmal nur ein Hämatom (Bluterguss) an der Gebärmutterwand gebildet, welches dann nach außen ab blutet. Oft kann sich dies nach einigen Tagen wieder beruhigen und die Schwangerschaft muss nicht automatisch gefährdet sein. Bei einem „echten“ Abort (abortus incipiens) ist die Fehlgeburt schon im Gange und die Schwangerschaft kann nicht mehr gerettet werden.
Eine Fehlgeburt kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, einschließlich genetischer Anomalien, hormoneller Probleme oder struktureller Probleme mit der Gebärmutter.
Ektopische Schwangerschaft (z.B. Eileiterschwangerschaft)
In einigen Fällen kann eine Blutung auf eine ektopische Schwangerschaft hinweisen, bei der sich die befruchtete Eizelle außerhalb der Gebärmutter eingenistet hat, oft in den Eileitern. Eine ektopische Schwangerschaft ist ein medizinischer Notfall und erfordert sofortige ärztliche Hilfe.
Wie sollte man vorgehen bei Blutungen während der Frühschwangerschaft?
Bei Blutungen während der Frühschwangerschaft ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Frauen mit Warnsignalen sollten sofort ärztliche Hilfe suchen. Bei fehlenden Warnsignalen ist ein Arztbesuch innerhalb von 48 bis 72 Stunden ratsam.
Was sind Warnsignale, auf die Frauen mit einer Scheidenblutung achten sollten?
- Ohnmacht, Benommenheit oder Herzrasen, Anzeichen für niedrigen Blutdruck.
- Verlust großer Blutmengen oder Blutgerinnsel.
- Starke Bauchschmerzen, verstärkt durch Bewegung oder Lageveränderung.
- Fieber, Schüttelfrost und Scheidenausfluss mit Eiter und Blut.
Was macht der Arzt oder die Ärztin?
Bei Blutungen in der Frühschwangerschaft wird der Gynäkologe in der Regel eine Reihe von Untersuchungen durchführen, um die Ursache der Blutung herauszufinden. Dazu gehören eine vaginale Untersuchung, um den Gebärmutterhals und die Vagina zu beurteilen. Mithilfe der transvaginalen Ultraschall-Untersuchung kann der Zustand der Schwangerschaft und des Embryos beurteilt werden, oder wenn schon sichtbar, dann kann auch eine Eileiterschwangerschaft ausgeschlossen werden. Meist wird der Spiegel des Schwangerschaftshormons ß-HCG überprüft. In einigen Fällen kann ein Abstrich auf Infektionen notwendig sein, um die genaue Ursache der Blutungen festzustellen und die angemessene Behandlung einzuleiten.
Der Rhesusfaktor
Bei Blutungen in der Schwangerschaft wird außerdem immer eine Testung des Rhesusfaktors der Mutter durchgeführt. Der Rhesusfaktor ist eine bestimmte Blutgruppeneigenschaft und genetisch vorbestimmt. Er kann entweder positiv oder negativ sein. Bei Rhesus-negativen Müttern mit einem Rhesus-positiven Kind besteht das Risiko, dass es bei Blutkontakt, wie etwa durch vaginale Blutungen, Trauma, vorzeitige Wehen oder während der Geburt, zur Bildung von Antikörpern gegen den Rhesusfaktor kommt. Diese Antikörper können durch die Plazenta zum Kind gelangen. Dies kann dazu führen, dass das Kind rote Blutkörperchen abbaut, was zu Blutarmut und schwerer Neugeborenengelbsucht führen kann. Rhesus-negative Mütter erhalten im Falle einer vaginalen Blutung in der Frühschwangerschaft gleich eine Injektion von Anti-D-Globulin. Dieses Medikament zerstört eventuell im mütterlichen Blut zirkulierende Rhesus-positive rote Blutkörperchen des Kindes, bevor das Immunsystem der Mutter sie erkennt. Auf diese Weise wird die Bildung von Antikörpern gegen das Kind verhindert, was als "Rhesus-Prophylaxe" bekannt ist.
Welche Maßnahmen werden noch ergriffen?
Die Therapie richtet sich nach der Ursache der Blutung.
Ist eine ektope Schwangerschaft oder andere ernste Ursachen ausgeschlossen, so erfolgt meist nur eine engmaschigere Überwachung in der Regel empfehlen die Ärzte körperliche Schonung, wenn das Risiko einer Fehlgeburt besteht. Es ist allerdings unklar, ob Bettruhe tatsächlich das Risiko einer Fehlgeburt verringern kann. Außerdem wird geraten, vorübergehend auf Geschlechtsverkehr zu verzichten, um weitere Reizung zu vermeiden.
In Situationen schwerer Blutungen oder eines Kreislaufschocks, oder wenn eine ektope Schwangerschaft (zum Beispiel im Eileiter) vermutet wird, erfolgt eine stationäre Aufnahme und weitergehende Maßnahmen. Bei einer Ruptur einer ektopen Schwangerschaft ist eine sofortige Operation notwendig.
Nicht immer findet sich beim ersten Arztbesuch schon eine genaue Ursache der Blutung und die Ultraschalluntersuchung ist nur so etwas wie eine Momentaufnahme. Aber wenn eine ernsthafte Ursache ausgeschlossen werden kann, so ist dies oft schon eine große Erleichterung für die Schwangere.
Fazit
Blutungen während der Schwangerschaft können verschiedene Ursachen haben, von harmlosen Einnistungsblutungen bis hin zu ernsteren Problemen wie einer ektopischen Schwangerschaft. Es ist wichtig, bei auftretenden Blutungen ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die Ursache abklären zu lassen und gegebenenfalls die bestmögliche Behandlung zu erhalten. Trotz Blutungen kann eine Schwangerschaft weiter bestehen und sich ganz normal entwickeln.
Quellen
American Pregnancy Association. (2022). Bleeding During Pregnancy. www.americanpregnancy.org/healthy-pregnancy/pregnancy-complications/bleeding-during-pregnancy/
Mayo Clinic. (2022). Vaginal Bleeding During Pregnancy. www.mayoclinic.org/symptoms/vaginal-bleeding/basics/causes/sym-20050756
www.msdmanuals.com/de/profi/gynäkologie-und-geburtshilfe/symptome-während-der-schwangerschaft/vaginale-blutung-in-der-frühschwangerschaft