Wie wir in unseren vorherigen Blog-Artikeln schon besprochen haben, ist die HPV-Infektion sehr häufig und heilt meist ganz von selbst aus. Ein positiver HPV-Test ist also erstmal nichts Bedenkliches. Wir haben auch bereits besprochen, dass HPV in einigen seltenen Fällen lange im Körper verbleiben und so mit der Zeit Folgeerkrankungen auslösen kann. Da von diesen Folgeerkrankungen bei Frauen im gebärfähigen Alter der Gebärmutterhalskrebs bzw. seine Vorstufen (Dysplasie) die häufigste und bedeutendste Erkrankung ist, wollen wir Euch diese in diesem Artikel nochmal näher erklären.
Was ist eine Dysplasie?
Ganz allgemein ist mit einer Dysplasie die Veränderung von Zellen oder Geweben von Organen gemeint. Bei einer Zervixdysplasie sind die Zellen an der Oberfläche des Gebärmutterhalses verändert. Ausgelöst werden diese Zervixdysplasien zu fast 100% durch eine Infektion mit einem der Hochrisiko-Typen des humanen Papillomavirus (HPV).
Der pathologische Fachbegriff für diese Dysplasien ist die Cervikale intraepitheliale Neoplasie (kurz: CIN). Eine hochgradige CIN ist eine Krebsvorstufe.
Damit eine CIN entsteht, muss eine dauerhafte (persistierende) Infektion mit einem der Hochrisiko-HPV Typen bestehen. Die Dauer, bis sich aus einer persistierenden Infektion eine hochgradige Dysplasie entwickelt, wird auf 3-6 Jahre geschätzt.
Sie werden in drei Schweregrade eingeteilt (CIN I - III). Sie sind zu 100% heilbar und die leichteren Vorstufen heilen meist innerhalb von 1-2 Jahren von selbst aus.
Behandelt werden muss die Vorstufe schweren Grades (CIN III).
Befunde und Schweregrade der Dysplasie
Der Pap-Abstrich:
Um Gewebeveränderungen frühzeitig zu erkennen, wird im Rahmen der Krebsvorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt der sogenannte PAP-Abstrich entnommen (benannt nach seinem Erfinder Papanicolaou). Hierbei werden mit einem kleinen Bürstchen (manchmal auch mit einem Holzspatel) oberflächlich Schleimhautzellen des Gebärmutterhalses entnommen, die dann im Labor unter dem Mikroskop untersucht werden.
Es gibt fünf Kategorien, in die die Befunde eingeteilt werden: Pap I bis Pap V
Ergibt der Befund einen Pap I oder IIa, so bedeutet dies, dass es sich um ein unauffälliges Ergebnis handelt.
Ab Pap IIg/p liegt ein auffälliges Ergebnis vor.
Je höher die Pap-Gruppe, desto ausgeprägter die Zellveränderung.
PAP IIID1 weist zum Beispiel auf eine leichte Dysplasie (CIN 1) hin, PAP IIID2 auf eine mäßige (CIN II) und PAP Va auf eine schwere Dysplasie (CIN III). Ab PAP-V besteht ein hochgradiger Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs.
Bei auffälligen Befunden wird außerdem ein HPV-Abstrich gemacht, um nachzuweisen, ob eine HPV-Infektion zugrunde liegt.
Wichtig zu wissen: Der PAP-Abstrich gibt uns lediglich einen Hinweis darauf, ob Zellveränderungen bestehen. Was genau gerade an unserem Gebärmutterhals los ist, können wir damit noch nicht erkennen. Um eine genaue Diagnose zu stellen, muss bei auffälligem Befund eine kleine Gewebeprobe entnommen werden. Für diese nähere Abklärung bieten einige Praxen oder auch Krankenhäuser Spezialsprechstunden an. Sie werden Dysplasiesprechstunden genannt.
Was passiert in einer Dysplasiesprechstunde?
Die Frauenärztin der Dysplasiesprechstunde betrachtet den Gebärmutterhals zunächst mittels eines sogenannten Kolposkops näher. Es ist im Prinzip so etwas wie ein spezielles Mikroskop oder eine große Lupe mit Lichtquelle. Um Gewebeveränderung sichtbar zu machen, wird Essiglösung oder eine braune Jodlösung (Farbtest) auf die Oberfläche des Gebärmutterhalses aufgetupft. An auffälligen Stellen wird dann eine kleine Gewebeprobe abgegnipst. Keine Angst, schmerzhaft ist das alles in der Regel nicht!
Die Gewebeprobe wird dann ins Labor verschickt und dort untersucht. Nach etwa einer Woche bekommt man ein Ergebnis.
Was bedeutet das Ergebnis der Gewebeprobe?
CIN 1:
Bedeutung: leichte Zellveränderung. Kein Grund zur Panik. Denn: Bei den Meisten bilden sich diese spontan zurück. Oft ist eine Verlaufskontrolle ausreichend.
CIN 2:
Bedeutung: mäßige Zellveränderung. Auch hier keine Panik. Denn: Bei etwa der Hälfte der Fälle bilden sich auch diese Veränderungen von alleine wieder zurück. Also ist auch hier eine Verlaufskontrolle meistens ausreichend. Ob im individuellen Fall eine Therapie notwendig ist, wird die Frauenärztin mit Dir besprechen.
CIN 3:
Es handelt sich um eine schwere Dysplasie oder eine Krebsvorstufe. Auch hier gibt es erstmal keinen Grund zu Panik! Denn: Die CIN 3 ist wie gesagt zu 100% heilbar und kann durch einen kleinen Eingriff entfernt werden. Nur wenn man sie nicht behandelt, dann besteht das Risiko, dass sie sich zum Gebärmutterhalskrebs weiterentwickeln könnte.
Trotzdem ist bei sehr jungen Patientinnen (unter 25 Jahren) zunächst eine Verlaufskontrolle möglich. Auch Schwangere werden oft bis nach der Entbindung nur engmaschig beobachtet und es erfolgt meist kein Eingriff in der Schwangerschaft.
Mehr zur Behandlung der Dysplasie und des Gebärmutterhalskrebs erfährst Du in unserem nächsten Blog.
Stay healthy 💜
Quellen:
S3-Leitlinie Prävention des Zervixkarzinoms
Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO)
Geburtshilfe und Frauenheilkunde
Published by Thieme
Online ISSN: 1438-8804