Viele frischgebackene Mütter stellen sich nach der Geburt die Frage: Welche Verhütung ist in der Stillzeit geeignet und mit geringen Risiken verbunden? Die Stillpille ist in dieser Phase ein beliebtes Mittel zur Empfängnisverhütung. Doch welche Präparate gibt es, wie unterstützen sie die Empfängnisverhütung und welche Vor- und Nachteile hat die Stillpille? Hier findest Du alle wichtigen Informationen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Die Stillpille enthält nur Gestagen und gilt als eine zuverlässige Verhütungsoption für stillende Mütter.
- Ihre regelmäßige Einnahme ist entscheidend – bei Fehlern kann die Wirkung nachlassen.
- Nebenwirkungen der Stillpille wie unregelmäßige Blutungen oder der Ausfall der Periode sind möglich.
Was ist die Stillpille?
„Stillpille“ ist ein umgangssprachlicher Begriff für die Minipille. Im Gegensatz zur Kombinationspille kommt sie mit nur einem Hormon aus: dem Gestagen (beispielsweise Desogestrel oder Drospirenon). Bekannte Präparate sind beispielsweise: Jubrele, Feanolla oder Desirett. Sie enthalten jeweils 75 Mikrogramm des Gestagens Desogestrel und verzichten auf Östrogen.
Östrogenhaltige Verhütungsmittel werden in der Stillzeit nicht empfohlen, da sie die Milchproduktion verringern können. Das Desogestrel in der Stillpille (oder Drospirenon) hat dagegen keinen Einfluss auf die Menge oder Qualität der Muttermilch. Studien zeigen, dass Frauen, die eine Stillpille nehmen, genauso erfolgreich stillen wie Frauen, die keine hormonelle Verhütung nutzen.[^1]
Gut zu wissen: Die Bezeichnung „Stillpille“ hat sich eingebürgert, obwohl diese östrogenfreie Pille nicht speziell für stillende Frauen entwickelt wurde. Sie wird so genannt, weil sie die Milchproduktion und -qualität nicht beeinträchtigt. Zwar gelangen geringe Mengen des enthaltenen Gestagens in die Muttermilch, doch diese Mengen werden nach aktuellem Kenntnisstand als unbedenklich für das Baby angesehen.
Stillpillen-Liste
In Deutschland gibt es verschiedene Stillpillen. Bei den Wirkstoffen der Stillpille handelt es sich meist um Desogestrel oder Drospirenon. Die Wirkung und Anwendung sind identisch – der einzige Unterschied liegt beim Hersteller:
Tipp:
Falls eine Marke nicht verfügbar ist, kannst Du während der Stillzeit problemlos auch auf die Minipille eines anderen Herstellers wechseln. Deine Frauenärztin oder dein Frauenarzt informieren dich dazu gerne und stellen Dir ein Rezept aus.
Stillpille: Wann damit beginnen?
Die Stillpille sollte frühestens sechs bis acht Wochen nach der Geburt eingenommen werden. Frauen, die nicht stillen, können bereits 21 bis 28 Tage nach der Geburt damit beginnen. Hatte vor der ersten Einnahme ungeschützter Geschlechtsverkehr stattgefunden und blieb eine Blutung aus, sollte vorab eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Zudem ist es ratsam, in den ersten sieben Tagen nach Einnahmebeginn zusätzlich zu verhüten (etwa mit Kondom). Zudem ist es ratsam, in den ersten sieben Tagen nach Einnahmebeginn ergänzend empfängnisverhütende Maßnahmen zu treffen (etwa mit Kondom). Die Funktionsweise der Minipille beruht auf der Verdickung des Gebärmutterschleims. Spermien können so nicht mehr in die Gebärmutter eindringen und es findet keine Befruchtung statt. Bei manchen Präparaten kommt es auch zu einer Unterdrückung des Eisprungs."
Stillpille vergessen: Und nun?
Damit die Stillpille ihre empfängnisverhütende Funktion zuverlässig erfüllt, musst Du sie einmal am Tag einnehmen – am besten immer zur selben Uhrzeit. Im Gegensatz zur Kombi-Pille wird die Minipille ohne Pause eingenommen. Ist ein Blister leer, beginnt man am nächsten Tag direkt mit dem neuen Blister. Minipillen mit Desogestrel dürfen höchstens 12 Stunden verspätet eingenommen werden. Minipillen mit Drospirenon höchstens 24 Stunden und Minipillen mit Levonorgestrel nur höchstens 3 Stunden.[^2]
Hast Du das Einnahmefenster verpasst, solltest Du die Pille so bald wie möglich nachnehmen und für mindestens 7 Tage ergänzend empfängnisverhütende Maßnahmen treffen. Auch wenn Du in der Woche zuvor ungeschützten Sex hattest, könnte es zu einer Schwangerschaft kommen.
Stillpille und Periode
Wird mit der Stillpille verhütet, wird der natürliche Zyklus verändert. Viele Frauen haben keine regelmäßige Periode mehr. Gestagen verhindert den monatlichen Eisprung, wodurch die Gebärmutterschleimhaut nicht wie gewohnt aufgebaut wird. Deshalb bleibt bei vielen Frauen die Blutung komplett aus. Bei manchen Frauen kann es aber auch zu einer Periode trotz Stillpille mit Desogestrel kommen. Bei der Minipille mit Drospirenon finden sich im Blistern neben den Pillen mit Wirkstoff auch vier anders gefärbte Dragees. Sie sind hormonfrei. In diesen vier Tagen kann es zu einer Blutung kommen.
Wie sicher ist die Stillpille?
Die Minipille gilt während der Stillzeit als eine zuverlässige Methode zur Empfängnisverhütung. Ihr Pearl Index liegt bei 0,5-3. Das heißt, dass es bei 1.000 Frauen, die ein Jahr lang mit der Pille verhüten, bei 5 bis 30 zu einer Schwangerschaft kommt.
Schwanger trotz Stillpille?
Wenn die Stillpille nicht regelmäßig eingenommen wird, ist eine Schwangerschaft möglich. Auch durch Durchfall und Erbrechen oder die Einnahme bestimmter Medikamente kann ihre empfängnisverhütende Funktion beeinflusst werden (beispielsweise Johanniskraut-Präparate, Medikamente gegen Epilepsie und Viruserkrankungen).
Stillpille: Vor- und Nachteile
So wie auch andere hormonelle Verhütungsmittel können auch Stillpillen wie Jubrele, Feanolla oder Desirett, Nebenwirkungen haben. Sie haben jedoch auch einige Vorteile. Hier ein Überblick der wichtigsten Punkte, die Du kennen solltest, wenn Du dich dafür entscheidest, eine Minipille in der Stillzeit einzunehmen:
Vorteile der Stillpille:
- Keine Auswirkung auf die Muttermilch
- Sehr zuverlässig in der Empfängnisverhütung bei korrekter Einnahme
- Geeignet für Frauen mit Östrogen-Unverträglichkeit
- Geringeres Thromboserisiko; da die Stillpille kein Östrogen enthält, ist das Risiko für Blutgerinnsel niedriger als bei Kombinationspillen
Nachteile der Stillpille:
- Regelmäßige Einnahme ist Pflicht
- Unregelmäßige Blutungen möglich
- Kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten
- Mögliche Nebenwirkungen; Manche Frauen berichten über Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen, Brustspannen oder eine verringerte Libido
Wann ist ein Wechsel sinnvoll?
Falls starke Nebenwirkungen mit der Pille in der Stillzeit auftreten oder der unregelmäßige Zyklus belastend ist, kann eine hormonfreie Alternative sinnvoll sein (z. B. Kupferspirale, Kupferkette, Barrieremethoden). Deine Gynäkologin oder dein Gynäkologe beraten Dich dazu gern.
Fazit: Passt die Stillpille zu dir?
Die Stillpille mit Desogestrel oder einem anderen Gestagen ist eine geeignete und praktische Methode zur Empfängnisverhütung für stillende Frauen. Sie beeinträchtigt die Menge und Qualität der Muttermilch nicht und bietet eine hohe Wahrscheinlichkeit der Empfängnisverhütung – allerdings nur bei korrekter Einnahme. Wer keine Hormone nehmen möchte oder starke Nebenwirkungen mit der Stillpille erfährt, kann auf hormonfreie Methoden ausweichen. In unserem Artikel über die unterschiedlichen Arten der Antibabypille findest Du weitere Alternativen, die eventuell zu Dir passen könnten.
WICHTIG:
Sprich mit deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen, um die beste Minipille während der Stillzeit (oder eine andere Verhütungslösung) für dich zu finden.
FAQ – Fragen zur Stillpille
Welche Verhütung passt in der Stillzeit?
Stillende Frauen können entweder hormonfreie Methoden wie die Kupferspirale oder Gestagen-haltige Verhütungsmittel wie die Stillpille zur Empfängnisverhütung in Betracht ziehen. Welche Methode am besten passt, sollte individuell entschieden und mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen werden.
Wann wirkt die Stillpille nach der Geburt?
Du solltest die Stillpille frühestens sechs bis acht Wochen nach der Geburt einnehmen, wenn du stillst. Nicht stillende Frauen können bereits zwischen dem 21. und 28. Tag nach der Entbindung damit beginnen. Es wird empfohlen, in den ersten sieben Tagen nach Einnahmebeginn ergänzend empfängnisverhütende Maßnahmen zu treffen.
Bleibt die Periode mit der Stillpille aus?
Es kann individuell unterschiedlich sein, ob man die Periode mit Stillpille bekommt oder nicht. Viele Frauen bemerken, dass ihre Periode mit Stillpille ausbleibt oder unregelmäßig wird. Dadurch kommt es entweder gar nicht oder nur selten zu einer Abbruchblutung. Falls Du plötzlich starke oder anhaltende Blutungen bekommst oder unsicher bist, solltest du Rücksprache mit deiner Ärztin oder deinem Arzt halten.
Kann ich die Stillpille einfach absetzen?
Ja, du kannst die Minipille während der Stillzeit oder auch danach absetzen. Wenn du weiterhin hormonell verhüten möchtest, kannst du in Absprache mit deiner Ärztin oder deinem Arzt zu einer Kombinationspille wechseln.
Weitere Informationen zu diesem Thema findest du hier: Pille wechseln: Mit diesen Tipps gelingt der Pillenwechsel
Hat die Stillpille Nebenwirkungen fürs Baby?
Die in der Stillpille enthaltenen Hormone gehen in sehr geringen Mengen in die Muttermilch über. Nach aktuellem Kenntnisstand sind aber keine negativen Auswirkungen auf das Baby bekannt.
Quellen:
[2]: Frauenärzte im Netz: Minipille (Gestagenpille) – die östrogenfreie Pille