Wie wirkt die Pille gegen Akne?
Pickel, Pusteln und schmerzhafte Entzündungen: Akne ist die häufigste Hauterkrankung bei Jugendlichen. Doch auch viele Erwachsene leiden darunter. Bei Frauen lautet die Empfehlung oft, die Pille gegen Akne einzusetzen. Aber kann sie auch einen positiven Effekt auf die chronische Hauterkrankung haben? Welche Pille wirkt am besten bei Akne und welche Risiken gibt es bei der Einnahme?
Das Wichtigste in Kürze:
- Die Pille kann bei Akne helfen, doch nicht jede ist dafür geeignet. Besonders wichtig ist die Wahl des richtigen Präparats.
- Die Minipille gegen Akne einzunehmen, ist oft keine optimale Lösung, weil sie Akne sogar verschlechtern kann.
- Auch Hautpflege, Ernährung und andere Behandlungen können helfen, das Hautbild nachhaltig zu verbessern.
Woher kommen Pickel?
Akne bei Jugendlichen
Gewöhnliche Akne entsteht in den meisten Fällen durch eine übermäßige Talgproduktion. Sie zeigt sich vor allem dort, wo sich viele Talgdrüsen befinden: im Gesicht, im Nacken, auf den Schultern, auf Brust und Dekolleté sowie dem Rücken. Die Talgdrüsen stellen verstärkt fettiges Sekret her, was durch männliche Sexualhormone (Androgene, wie beispielsweise Testosteron) gesteuert wird. Diese Hormone werden vor allem in der Pubertät vermehrt gebildet – sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen. Deswegen leiden in dieser Zeit auch 70 bis 95 Prozent aller Jugendlichen unter Akne. Sie ist aber lediglich in 15 bis 30 Prozent der Fälle so schwerwiegend, dass es einer medizinischen Behandlung bedarf.[^1]
Androgene sorgen auch dafür, dass sich in der Haut verstärkt Hornmaterial bildet (Hyperkeratose). Dieses kann die Ausgänge der Talgdrüsen verstopfen. Das Ergebnis: ein geschlossener Mitesser, also eine kleine, hautfarbene bis weiße Erhebung, die aus einer Mischung aus Talg und Hornsubstanz besteht.
Da die Talgproduktion durch die Androgene auf Hochtouren läuft, kann dieser Mitesser weiter anwachsen und sich öffnen. Dabei verfärbt sich der Talg durch den Kontakt mit Luft dunkel. Es entsteht ein offener Mitesser mit dem charakteristischen schwarzen Punkt. Entzündet er sich, kommt es zur Bildung einer Papel oder Pustel. Papeln sind kleine, rötliche Erhebungen ohne Eiter, während Pusteln zusätzlich mit Eiter gefüllt sind. Dieser entsteht durch die Immunreaktion des Körpers auf die Bakterien, die sich in den verstopften Poren vermehren. Dringen die Bakterien tiefer in die Haut ein, können sich schmerzhafte Knoten oder Zysten bilden. Diese schweren Entzündungen hinterlassen oft Narben, da das umliegende Gewebe geschädigt wird (Akne-Narben).
Akne bei Erwachsenen
Akne ist allerdings nicht nur ein Problem pubertierender Jugendlicher. Auch viele Erwachsene sind betroffen. Diese Form wird als Spätakne oder Erwachsenenakne bezeichnet und hat verschiedene Ursachen. Ein wesentlicher Faktor ist ein hormonelles Ungleichgewicht. Schwankungen im Hormonspiegel, etwa durch den Menstruationszyklus, eine Schwangerschaft, die Einnahme oder das Absetzen der Pille oder die Wechseljahre, können die Talgproduktion beeinflussen und Unreinheiten begünstigen.
Daneben können auch andere Faktoren eine Rolle spielen:
- Stress und hohe körperliche oder psychische Belastung (Cortisolausschüttung führt zu erhöhter Talgproduktion)
- Medikamente
- Falsche Hautpflege
- Ernährung
- Genetische Veranlagung
Oftmals ist die genaue Ursache also gar nicht so leicht auszumachen. Die Behandlung von Erwachsenenakne erfordert deswegen einen ganzheitlichen Ansatz, der hormonelle, stressbedingte und äußere Einflüsse berücksichtigt.[^2]
Kombi-Pille und Minipille gegen Akne
Grundsätzlich ist die Pille ein Mittel zur Empfängnisverhütung. Sind hormonelle Schwankungen der Grund für Akne, kann die Einnahme der Antibabypille jedoch auch positive Auswirkungen auf Hautprobleme bei betroffenen Frauen haben. Ein netter Nebeneffekt, sozusagen. Aber welches ist die beste Pille für Akne? Die Kombi-Pille oder die Minipille?
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Kombinierte Antibabypille (auch Kombi-Pille genannt): Sie ist meistens gemeint, wenn von „der Pille“ die Rede ist. Sie enthält zwei Hormone, Östrogen und Gestagen. Bestimmte Gestagene (z. B. Dienogest oder Cyproteronacetat) wirken antiandrogen. Sie blockieren also die Wirkung von Androgenen und reduzieren so die Talgproduktion. So kann sich das Hautbild verbessern.
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Minipille: Minipillen enthalten ausschließlich Gestagen. Sie haben meist keine positive Wirkung auf Akne – sind androgen wirkende Gestagene enthalten, können sie Akne sogar verschlimmern. Besonders, wenn die Haut ohnehin zu hormonellen Unreinheiten neigt, sind Kombinationspillen die bessere Wahl.
WICHTIG:
Die meisten Antibabypillen sind nicht speziell zur Behandlung von Akne zugelassen. Manche Präparate, wie Maxim 0.030mg/2mg, Valette 0.03mg/2.0mg und Dienovel 0.03mg/2.0mg, sind jedoch sowohl zur Empfängnisverhütung als auch zur Anwendung bei mittelschwerer Akne zugelassen. Sie werden aber in der Regel nicht primär als Akne-Therapie verschrieben, sondern nur wenn andere Behandlungen, wie topische Therapien oder Antibiotika, nicht erfolgreich waren und gleichzeitig ein Bedarf an Empfängnisverhütung besteht.
Welche Pille ist am wirksamsten?
Eine wissenschaftliche Untersuchung [^3] der Cochrane Collaboration hat den Effekt von Antibabypillen gegen Akne analysiert. Dabei wurden 31 Studien mit insgesamt 12.579 Teilnehmerinnen ausgewertet. Ziel war es, herauszufinden, ob die Pille einen größeren Effekt auf Akne hat als ein Placebo oder nicht-hormonelle Akne-Medikamente. Die Untersuchung ergab, dass alle getesteten Pillen eine verbessernde Wirkung auf Akne hatten – sowohl auf entzündliche (Pickel, Pusteln) als auch auf nicht-entzündliche Formen (Mitesser). Es dauerte allerdings oft mehrere Wochen oder sogar Monate, bis sich das Hautbild sichtbar verbesserte.
Laut der Studie enthalten die wirksamen Pillen alle den Östrogenanteil Ethinylestradiol, kombiniert mit einem der folgenden Gestagene:
- Levonorgestrel
- Norethisteron
- Norgestimat
- Drospirenon
- Cyproteronacetat
- Chlormadinonacetat
- Dienogest
- Desogestrel
Insgesamt zeigten die meisten Antibabypillen einen ähnlichen positiven Effekt auf Akne. In einzelnen Studien zeigten Pillen mit Cyproteronacetat oder Chlormadinonacetat eine etwas stärkere Verbesserung als jene mit Levonorgestrel. Allerdings sind diese Ergebnisse nicht eindeutig. Um eine klare Überlegenheit bestimmter Pillen zu belegen, wären weitere Studien nötig.[^3]
Diese bekannten Präparate bieten eine Kombination von Chlormadinonacetat und Ethinylestradiol
- Belara Pille (Chlormadinonacetat + Ethinylestradiol)
- Maxim Pille / Diane 35 (Cyproteronacetat + Ethinylestradiol)
- Minerva / Bellissima Pille (Cyproteronacetat + Ethinylestradiol)
Die Valette Pille enthält Dienogest und Ethinylestradiol und kann ebenfalls bei mittelschwerer Akne positive Auswirkungen auf das Hautbild haben.
Tipp:
Falls du dich über eine mögliche Pille gegen deine Pickel informieren willst, sprich mit deiner Gynäkologin/deinem Gynäkologen über dein Anliegen. Sie/er kann dich am besten beraten, welche Antibabypille bei Akne die richtige ist.
Welche Pille gegen Akne?
Risiken & Nebenwirkungen
Auch wenn es verlockend sein kann, die Pille bei Pickeln und Akne in Betracht zu ziehen, solltest Du Dir bewusst sein, dass die Einnahme auch Risiken birgt. Die Pille ist kein Beauty-Produkt. Es besteht unter anderem das Risiko für:
- Thrombosen
- Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen
- Gewichtszunahme durch Wassereinlagerungen
- Libidoverlust
- usw.
Frauen mit Übergewicht, Raucherinnen oder Personen mit familiärer Thrombose-Neigung sollten besonders vorsichtig sein. Noch mehr Informationen zur Pille und ihren Nebenwirkungen findest Du hier: Die Pille und ihre Nebenwirkungen: Ein umfassender Überblick
Berücksichtige, dass mit der Einnahme der Pille auch monatliche Kosten entstehen. Die Kosten der Pille können je nach Präparat und individuellen Faktoren variieren.
Das steckt hinter Post-Pill-Akne
Viele Frauen, die die Antibabypille auch aufgrund von Akne eingenommen haben, machen nach dem Absetzen der Hormone eine unangenehme Erfahrung: Post-Pill-Akne. Die Haut produziert plötzlich mehr Talg, weil der Körper wieder eigenständig Testosteron reguliert. Das kann zu stärkerer Akne führen als vorher. Das wird auch als „Rebound-Effekt“ bezeichnet. Aber auch Frauen, die noch nie Probleme mit Akne hatten, können nach dem Absetzen der Pille Hautprobleme bekommen.
Pille gegen Akne oder andere Lösungen?
Hautpflege statt Hormone
Es gibt mehrere hautfreundliche Lösungen, um hormonelle Akne ohne die Pille positiv zu beeinflussen. Welche Akne-Therapie die geeignete für dich ist, legt eine Dermatologin oder ein Dermatologe individuell fest. Bevor bei Akne die Pille verschrieben wird, gibt es andere Arzneimittel (schwere Akne) und Wirkstoffe (bei eher milden Formen), die bei Akne helfen können.
- spezielle Akne-Gele, Cremes, Tinkturen oder Tabletten
- Retinol: Regt die Hauterneuerung an und reduziert Unreinheiten
- Azelainsäure: Entzündungshemmend und antibakteriell
- Zink: Reguliert die Talgproduktion
- Benzoylperoxid: Bekämpft Pickelbakterien
Lass dich am besten bei dermatologischem Fachpersonal beraten, welcher Wirkstoff optimal für dich geeignet ist.
Ernährung & Lifestyle
Ja, Anpassungen in diesen Bereichen können den Zustand deiner Haut grundsätzlich verbessern. Eine zuckerarme Ernährung und der Verzicht auf Milchprodukte können sehr effektiv für eine Verbesserung des Hautbilds sein. Auch Darmgesundheit spielt für den Zustand der Haut eine große Rolle. Achte in deiner Ernährung vor allem auf folgende Bestandteile:
- Mehr Omega-3-Fettsäuren (Lachs, Leinsamen)
- Ballaststoffreiche Ernährung (Haferflocken, Gemüse)
- Probiotika für eine gesunde Darmflora
Fazit: Pille gegen Akne eine gute Idee?
Grundsätzlich kann die Pille, wenn andere Behandlungsmethoden wie Akne-Cremes oder Antibiotika nicht den gewünschten Erfolg bringen, als Therapieoption bei Akne in Betracht gezogen werden.
Die Pille kann bei hormoneller Akne hilfreich sein – vor allem Kombinationspillen mit antiandrogenem Gestagen. Doch mögliche Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Thromboserisiko und Stimmungsschwankungen sollten nicht unterschätzt werden.
Wer Akne auf natürliche Weise bekämpfen will, kann die Hautgesundheit mit Hautpflege, Ernährungsumstellungen und hormonfreien Lösungen unterstützen. Falls du über die Pille nachdenkst, lass Dich vorher ärztlich beraten, um die beste Option für Dich zu finden.
FAQ: Pille gegen Akne
Wie lange dauert es, bis die Pille gegen Akne wirkt?
In der Regel 6–12 Wochen, bis sich eine deutliche Verbesserung zeigt.
Welche Pille ist am besten gegen Akne?
Welche Pille am besten gegen Akne ist, lässt sich schwer sagen. Dies kommt immer auf die individuellen Bedürfnisse an. Präparate, die sowohl zur Empfängnisverhütung als auch zur Behandlung von mittelschwerer Akne zugelassen sind: Maxim 0.030mg/2mg, Valette 0.03mg/2.0mg und Dienovel 0.03mg/2.0mg
Verschlechtert die Minipille Akne?
Ja, viele Minipillen enthalten Gestagene mit androgener Wirkung, die Akne verstärken können.
Quellen:
[^1]: Universitäts Spital Zürich: Akne
[^2]: AOK Sachsen-Anhalt: Spätakne
[^3]: Cochrane: Effect of birth control pills on acne in women