Das Wichtigste in Kürze:
- Bei der Mikropille handelt es sich um einer der meistverwendeten hormonellen Verhütungsmethoden
- Sie enthält kaum Östrogen, bietet aber trotzdem volle Wirkung
- „Mikropille“ klingt ähnlich wie „Minipille“ – ist aber ganz anders
Mikropille, Minipille oder doch lieber ein Hormonpflaster? Wer sich für hormonelle Verhütung interessiert, hat verschiedene Möglichkeiten. Die Mikropille gehört zu den beliebtesten hormonellen Verhütungsmethoden. Doch was genau macht diese niedrig dosierte Pille aus, welche Vor- und Nachteile hat sie und worin unterscheidet sie sich von anderen Pillenarten? Hier findest Du wichtige Informationen, hilfreiche Tipps und Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um das Thema Mikropille.
Was ist die Mikropille?
Im Grunde handelt es sich bei der Mikropille um eine Kombinationspille. Diese Pillenart kombiniert ein Östrogen mit einem Gestagen. Die Mikropille enthält im Gegensatz zu klassischen Kombi-Pillen eine besonders niedrige Hormondosierung. Heutzutage sind fast alle Kombinationspillen Mikropillen. Meist wird die Mikropille für 21 bzw. 22 Tage täglich eingenommen, dann folgt eine Einnahmepause, in der eine Blutung auftritt. Mikropillen hemmen den Eisprung und bewirken Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut. Dadurch kann sich eine Eizelle dort nicht mehr einnisten und eine Schwangerschaft wird verhindert.
Bestimmte Gestagene können außerdem eine positive Wirkung auf starke oder besonders unangenehme Regelblutungen haben, eine geringere Östrogendosis ermöglichen oder möglicherweise bei hormonell bedingten Problemen wie Haarausfall oder Eierstockauffälligkeiten angewendet werden. Gestagene kommen auch bei der Pille gegen Akne zum Einsatz.
Von einer Mikropille spricht man, wenn der Östrogenanteil pro Dragee weniger als 0,05 Milligramm (mg), also unter 50 Mikrogramm (µg), beträgt. Die meisten heute erhältlichen Mikropillen enthalten zwischen 20 und 30 µg Östrogen. Dabei unterscheidet man zwischen Einphasenpräparaten, die über den gesamten Zyklus dieselbe Hormonmenge enthalten, und Zwei- oder Dreistufenpräparaten. Deren Hormondosierung variiert im Verlauf des Einnahmezyklus.[^1]
Unterschied Mikropille/Minipille
Die Mikropille und die Minipille unterscheiden sich grundlegend in ihrer Zusammensetzung und Wirkweise. Die Mikropille enthält neben einem Gestagen zusätzlich niedrig dosiertes Östrogen und wirkt durch die Hemmung des Eisprungs sowie durch Veränderung des Zervixschleims und der Gebärmutterschleimhaut. Die Minipille hingegen enthält ausschließlich ein Gestagen, wirkt überwiegend über die Veränderung des Schleims im Gebärmutterhals und hemmt den Eisprung meist nur teilweise oder in geringerem Maße. Die Minipille wird auch Gestagenpille oder östrogenfreie Pille genannt.
Eine Mikropille kannst Du täglich innerhalb eines großen Zeitfensters einnehmen (bis zu 12 Stunden), ohne die empfängnisverhütende Wirkung zu beeinträchtigen. Das heißt, wenn Du deine Pille normalerweise um 9 Uhr morgens einnimmst, kannst du sie problemlos zwischen 9 Uhr und 21 Uhr einnehmen. Klassische Minipillen müssen jedoch jeden Tag exakt zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind Mikropillen für Frauen geeignet, die eine sicherere hormonelle Verhütung mit größerem Einnahmefenster wünschen, während Minipillen besonders für Frauen infrage kommen, die keine Östrogene einnehmen sollten oder möchten. Das ist besonders bei Frauen während der Stillzeit relevant (weswegen die Minipille auch „Stillpille“ genannt wird) oder bei Frauen, die ein höheres Thromboserisiko besitzen.[^2] Die Frage, ob Mikro- oder Minipille kann dir am besten Deine Frauenärztin oder Dein Frauenarzt beantworten.
Mikropillen-Generationen
Mikropillen unterscheiden sich nach Generationen und Wirkstoffen. Seit ihrer Einführung in Deutschland im Jahr 1961 wurde die Antibabypille kontinuierlich weiterentwickelt. Es gibt inzwischen vier Pillengenerationen. Während Präparate der ersten Generation noch hohe Östrogendosen und das Gestagen Norethisteron enthielten, kommen sie heute kaum noch zum Einsatz. Zur zweiten Generation gehörten Pillen mit reduziertem Östrogengehalt und Gestagenen wie Levonorgestrel. Da fast alle Kombi-Pillen heutzutage meist eine niedrige hormonelle Dosierung aufweisen, ist mit der Kombi-Pille meist eine Mikropille gemeint.[^3]
Antibabypillen der jüngeren Generation setzen auf noch modernere Gestagene: So enthalten Präparate der dritten Generation etwa Gestoden oder Desogestrel, während in der vierten Generation häufig Drospirenon verwendet wird. Sie stehen Expert*innen und Experten zufolge jedoch im Verdacht, häufiger Thromboembolien auszulösen als die Pillen der zweiten Generation. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt deswegen vor allem bei der Erstverordnung und für Anwenderinnen unter 30 Jahren hormonelle Verhütungsmittel mit Levonorgestrel.[^4]
Mikropillen-Marken im Überblick
Diese Liste niedrig dosierter Pillen erleichtert Dir die Orientierung bei der Auswahl. Wenn Du wissen möchtest, welche Kosten bei der Verhütung mit der Mikropille auf Dich zukommen können, findest Du hier alle Infos zur Pille und den Kosten.
Beispiele bekannter Mikropillen-Präparate:
Mikropille: Vor- und Nachteile
Wie jedes Verhütungsmittel hat auch die Mikropille Vorteile und mögliche Nachteile.
Vorteile
- Mikropillen haben ein großes Einnahmefenster von bis zu 12 Stunden
- Mikropillen haben einen Pearl-Index von 0,1-0,9
- Einfache Anwendung
- Einnahme im Langzeitzyklus ist möglich
- Kann möglicherweise positive Auswirkungen bei Akne haben
- Kann den Zyklus stabilisieren und für kürzere und schwächere Monatsblutungen sorgen
- Beeinträchtigt nicht die Fruchtbarkeit
- Kann möglicherweise das Auftreten bestimmter Krebsarten (Eierstockkrebs, Gebärmutterschleimhautkrebs, Darmkrebs) beeinflussen. Sprich hierzu mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin.
Nachteile
- Erhöhtes Risiko für Thrombosen (vor allem bei Mikropillen der 3. und 4. Generation mit Drospirenon, Desogestrel und Dienogest)
- Nicht in der Sillzeit geeignet
- Generelle Nebenwirkungen, die grundsätzlich bei der Einnahme hormoneller Medikamente auftreten können, sind auch hier zu berücksichtigen. Um diese zu ermitteln, schaue am besten in die Packungsbeilage der Pille, die Du am Ende auswählst.
Mikropille im Langzeitzyklus
Viele Mikropillen kannst Du auch im sogenannten Langzeitzyklus einnehmen, einige sprechen auch davon, die Pille ohne Pause durchzunehmen. Das bedeutet: Die Einnahmepause – in der normalerweise die Abbruchblutung auftritt – wird für mehrere Blister hintereinander ausgelassen. Üblich ist ein Zyklus von 12 Wochen durchgehender Einnahme, gefolgt von einer einwöchigen Pause. Dadurch bleibt die Blutung über längere Zeit aus, wodurch viele Frauen mit starken Regelbeschwerden, Endometriose oder Zyklusunregelmäßigkeiten eine mögliche Verbesserung erfahren. Auch für Frauen mit bestimmten chronischen gesundheitlichen Beeinträchtigungen kann der Langzeitzyklus in Frage kommen, da hormonelle Zyklusschwankungen manche Symptome (z.B. bei Asthma, Depressionen oder Epilepsie) beeinflussen können. Besprich diese Themen bitte mit Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt.
Die kontinuierliche Einnahme hat genauso wie die klassische Anwendung keine negativen Effekte auf die spätere Fruchtbarkeit. In der Anfangszeit können allerdings Zwischenblutungen auftreten, die sich meist mit der Zeit regulieren. Ob der Langzeitzyklus für Dich infrage kommt, solltest Du mit Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt besprechen.[^5]
Mikropille absetzen
Es kann viele Gründe geben, warum Du die Mikropille absetzen möchtest. Etwa ein Kinderwunsch, bestimmte Nebenwirkungen oder weil Du künftig lieber hormonfrei verhüten willst. Grundsätzlich ist das Absetzen unkompliziert: Du kannst die Einnahme jederzeit beenden, idealerweise am Ende eines Blisters, um Zwischenblutungen zu vermeiden.
Tipp:
Ein ärztliches Gespräch vor dem Absetzen ist aber dennoch empfehlenswert, um mögliche Alternativen zu besprechen oder gesundheitliche Fragen zu klären.
Nach dem Absetzen kann sich Dein Körper umstellen: Der Zyklus reguliert sich meist innerhalb weniger Wochen bis Monate, bei manchen Frauen dauert es jedoch etwas länger. Auch die Haut, das Gewicht oder das Stimmungsempfinden können sich verändern. Das ist jedoch individuell und nicht pauschal vorhersehbar.
WICHTIG:
Sobald Du die Mikropille absetzt, besteht kein Empfängnisschutz mehr. Wenn Du nicht schwanger werden möchtest, solltest Du direkt auf eine andere Verhütungsmethode umsteigen.
Quellen:
[^1 & 5]: Frauenärzte im Netz: Pille/Kombi-Pille/Mikropille
[^2]: PDF Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA): Sichergehn – Verhütung für sie und ihn
[^3]: DAK Gesundheit: Mikropille, Makropille - was ist der Unterschied?
[^4]: Venöse Thromboembolien und kombinierte hormonale Kontrazeptiva